Niemals hätte ich gedacht, dass mich der Satz „Du musst dich nur entspannen, dann wird’s schon“ dermaßen aus dem Konzept bringen kann. Er ließ mich zurück mit Fassungslosigkeit und Wut. Ich fühlte mich so unverstanden.
„Fahr doch mal in Urlaub“
Kennst du das? Dahingeworfene und wahrscheinlich sogar gut gemeinte Ratschläge in der Kinderwunschzeit sind keine Seltenheit. Ich habe jede Art von Ratschlägen in dieser Zeit als totale Grenzüberschreitung wahrgenommen und mich einmal mehr einsam gefühlt. Dass es gut gemeint war, macht die Sache eher schlimmer als besser, denn wer möchte schon etwas gut Gemeintes in der Luft zerfetzen?
Ratschläge sind „Schläge“. Genauso nehmen viele Frauen das wahr. Denn wenn sie ungefragt gegeben werden, steht man blank da. Das muss aber nicht sein. Du kannst dich vorbereiten für den Fall der Fälle.
1. Bereite dich vor
Am schlimmsten treffen Ratschläge, wenn sie unerwartet kommen. Deshalb bereite dich vor. Überlege dir vorher, was du auf die erwartbarsten Ratschläge antworten kannst.
In dem Moment, wo dann ein Ratschlag kommt, mit dem du rechnest und auf den du eine passende Antwort parat hast, kannst du dich zurücklehnen und stehst nicht mehr blank da. Vielleicht musst du dann sogar schmunzeln.
Beispiel:
Auf so ziemlich alles könntest du sagen: „Das habe ich schon öfter gehört“… oder „Das freut mich zu hören, wenn es bei XY anders war“.
Fazit:
Diese Antworten sind sehr beliebig. Solche Floskeln bei Menschen einzusetzen, die man mag, ist irgendwie blöd. Aber die Kinderwunschzeit ist belastend, da ist es völlig okay einem weiteren Problem einfach easy aus dem Weg zu gehen. Die beziehst den Ratschlag also gar nicht erst auf dich und hältst die Antwort sehr allgemein.
2. Wechsel das Thema
Wirst du doch überrascht, wie wär's damit einfach das Thema zu wechseln? Kaum zu glauben, aber es funktioniert auch wenn es sehr abrupt ist.
Beispiel:
„Ach ja, was ich dich noch fragen wollte“…. Oder „Sag mal, wie ist das denn bei dir mit XY“.
Fazit
Mit dieser Methode, bist du das Thema sofort los und bestimmst selbst über was du stattdessen reden möchtest. Nachteil ist, dass du deinem Gegenüber nicht zeigst, dass du den Ratschlag unpassend fandest.
3. Ziehe Grenzen
Mit den Grenzen ist es so eine Sache. Es ist leichter gesagt als getan. Da du dir deinen Grenzen erst einmal sehr bewusst sein musst, ist dies auf jeden Fall die Variante für Fortgeschrittene. Reagierst du sehr heftig und abweisend, wird sich dein Gegenüber wahrscheinlich selbst angegriffen und schlecht fühlen.
Beispiel:
Wiederholen des Gesagten: „Du meinst ich soll mich einfach mal erholen?“. „Du meinst, nach dem Urlaub sind dann alle Schwierigkeiten weg?“
Deine Meinung sagen: „Ich denke so einfach ist das nicht“. „Mir geht es nicht gut damit“. „Ich möchte nicht darüber sprechen, das ist sehr schwer für mich“. „Ich weiß, du meinst es gut, aber das hilft mir gerade nicht“.
Fazit:
Eine Grenze zu ziehen heißt nicht, dein Gegenüber auszusperren. Ganz im Gegenteil, wenn du dich öffnest und sagst, was dir zu viel ist, kann auch ein schönes Gespräch entstehen. Du kannst das Gespräch lenken: entweder du lässt es zu oder du sagst klar, dass es dir zu viel ist.
In den Beispielen sind einige Sätze, die sagen, was du nicht möchtest. Du kannst das natürlich auch umdrehen und sagen, was du gerade stattdessen brauchst.
4. Sei empathisch
Wenn du mit anderen Frauen sprichst und der Kinderwunsch wie ein Elefant im Raum steht, denk dran wie es für dich war/ist. Gib keine Ratschläge, sondern höre einfach zu.
Zuhören hilft so sehr, dass man sich öffnen kann und sich ein schönes Gespräch entfaltet.
Wenn ich ehrlich bin habe ich oft mit einer schlagfertigen und nichtssagenden Antwort oder einem Themenwechsel auf intime Fragen oder Ratschläge geantwortet.
Ich war einfach überfordert, traurig und hatte keine Kraft. Aus heutiger Sicht bereue ich manchmal, dass ich nicht ehrlich gesagt habe, wie ich mich bei solchen Ratschlägen fühle.
Sei ehrlich
Wenn du gerade nicht anders kannst, ist das völlig okay, es dir leicht zu machen. Ich möchte dich aber ermutigen dein Gegenüber auch mal vor den Kopf zu stoßen.
Ich hätte mir so gewünscht, dass sich mehr Menschen vorstellen können, wie sich diese Kinderwunschzeit anfühlt. Nur wenn mehr mutige Frauen offen darüber sprechen, werden mehr Menschen sensibler und wissen wie sie sich besser verhalten.
Frag nach Hilfe
In meiner Erfahrung kommen Ratschläge oft aus Unwissenheit und Hilflosigkeit. Wenn du dir konkret bei etwas Hilfe wünschst, dann sind die Menschen in deinem Umfeld in der Regel sehr dankbar, dass sie konkret etwas tun können. Fazit: Sag was du gerade brauchst. Wenn du offen bist, passiert auch ganz viel Schönes und die Gespräche gehen in die Tiefe.
Nimm dir eine Auszeit
Im Kinderwunsch sind oft Kleinigkeiten zu viel. Kleine Auszeiten sind so wichtig. In meiner Shiatsu Praxis bin ich darauf spezialisiert dir in deiner Kinderwunschzeit einen Safe Space und echte Unterstützung zu geben.